„Wie erhöhen wir die Selbständigenquote in Deutschland?“ Hochkarätige Podiumsdiskussion
Wiesbaden: „Von einem der auszog, die Selbständigkeit zu erlernen“ – Liberaler Mittelstand und Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit luden ein zur Podiumsdiskussion
Zahlreiche Gäste waren der Einladung der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit, der Karl-Hermann-Flach-Stiftung sowie der Landesverbände Hessen und Rheinland-Pfalz des Liberalen Mittelstandes nach Wiesbaden gefolgt um gemeinsam mit Vertretern aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft die Frage: „Wie erhöhen wir die Selbständigenquote in Deutschland?“ zu erörtern. Im gut besetzten Vortragssaal des Hotel Oranien entwickelte sich daher auch eine angeregte Diskussion mit den Referenten des Abends:
Neben dem ehemaligen hessichen Minister für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung, Dieter Posch, und dem rechts- und verkehrspolitischen Sprecher der FDP-Fraktion im Hessischen Landtag, Stefan Müller, nahmen auch der Wiesbadener Unternehmer, Klaus C. Plönzke, sowie Prof. Dr. Matthias Eickhoff, Inhaber des Lehrstuhls für BWL, Marketing, Innovationsmanagement und Entrepreneurship an der Fachhochschule Mainz, auf dem Podium Platz.
Warum bevorzugen viele junge, gut ausgebildete Menschen nach erfolgreicher Ausbildung oder Hochschulabschluss lieber das Angestelltenverhältnis und gehen nicht den Weg in die Selbständigkeit? Dies wollte Moderatorin Dr. Silvia Engels, Wirtschaftsjournalistin beim Deutschlandfunk, wissen. Liegt es am Arbeitsmarkt, fehlt der Gründergeist, haben wir ein falsches Bild vom „Unternehmer“ oder gar schlichtweg ein schlechtes Gründungsklima in Deutschland? Die Antworten der Referenten auf diese Fragen gestalteten sich vielfältig, doch machten durchweg alle Mut, den Schritt zur Selbständigkeit zu wagen.
Zunächst gab Staatsminister a. D. Dieter Posch einen positiven Einblick insbesondere in die hessischen Fördermöglichkeiten und Programme für angehende Gründer in Hessen. Hier herrsche ein gutes Klima, die Perpektiven seien gut. Auch wenn das Wagnis der Selbständigkeit ein Stück weit Einstellungssache sei. Selbstverständlich könne man mit einer Gründungsidee auch scheitern; doch es dürfe nicht sein, dass jemand, der einmal gescheitert ist, auf ewig dadurch stigmatisiert sei. Hier müsse sich in den Köpfen etwas ändern und diesbezüglich müsse man bereits in der Erziehung ansetzen.
Diese Auffassung vertrat auch der liberale Landtagsabgeordnete Stefan Müller, der nicht nur dafür plädierte, weiterhin gute Rahmenbedingungen zu schaffen, sondern sich auch dafür aussprach, dass insbesondere in den Universitäten nicht erst nach Abschluss, sondern sehr früh zu Beginn des Studiums mit der Förderung im Bereich Entrepreneurship begonnen werde.
Prof. Matthias Eickhoff ging noch einen Schritt weiter: Anhand internationaler Vergleichszahlen machte er deutlich, dass Deutschland insbesondere im Bereich der schulischen und außerschulischen Grundausbildung schlechter abschließe als andere Länder. Es müsse noch viel früher angesetzt werden, bereits in Kindergarten und Schule, denn dort würden die Grundsteine für die zukünftige Einstellung und die Ausbildung junger Menschen gelegt. In diesem Zusammenhang stellte er auch das internationale Projekt „COEUR - Comepetence in EuroPreneurship“ vor, eine Plattform z.B. für eine Konferenz für Studierende zur Entwicklung innovativer Visionen und Ideen mit europäischer Dimension in interkulturellen Teams.
Der erfolgreiche Unternehmensgründer und Initiator der Gründerinitiative Forum Kiedrich, Klaus C. Plönzke, sprach insbesondere den anwesenden jungen „Start-ups“ Mut zu. Er habe nie über die Risiken nachgedacht, welche die Gründung seines ersten Unternehmens mit sich brachten. Dieses Nachdenken hätte ihn nur gehemmt, so der Vorstandsvorsitzende der Wiesbadener Plönzke Holding AG, der lebhaft, auch aus seinen persönlichen Erfahrungen als Mentor berichtete. Sein Erfolgsrezept: Man müsse Menschen mögen, Freude im Job haben, natürlich eine gute Grundaus-bildung mitbringen und später auch das „Unternehmertum“ im eigenen Unternehmen fördern. Hierarchien habe er eigentlich nie gemocht, man müsse andere befähigen und als Team etwas bewirken. Wichtig für den jungen Gründer sei insbesondere die Begleitung durch erfahrene Mentoren, die mit Rat und Tat, gerne und nach Möglichkeit unentgeltlich, zur Seite stünden.
Die intensive Diskussion mit dem Publikum machte deutlich, wie sehr die vielfältigen Aspekte des Themas die Gäste beschäftigten.