Dueck: Schule bereitet uns unzureichend vor
Der Querdenker und Philosoph Prof- Gunter Dueck fordert eine „Exzellenzgesellschaft“, um auf die Herausforderungen der neuen Medien zu reagieren:
Bild: Dr. Martina Daubenthaler und Prof. Gunter Dueck
Südhessen, 01.02.2012 – Prof. Gunter Dueck hat einen Vortrag beim Wirtschaftsverband Liberaler Mittelstand Südhessen gehalten. Thema waren die beruflichen Herausforderungen, die durch gesellschaftliche Veränderungen wie das Internet an uns als Individuen wie als Gesellschaft gestellt werden. Rund 140 Gäste waren dazu in das Welcome-Hotel Darmstadt gekommen. Die LMH-Südhessen-Vorsitzende Martina Daubenthaler begrüßte den bekannten Mathematik-Professor und früheren Cheftechnologen von IBM als „Querdenker, Buchautor und Philosophen“, und genau wegen dieser Eigenschaften sei Dueck auch in die Internet-Enquete-Kommission des Deutschen Bundestages berufen worden.
Dueck hielt seinen ausführlichen Vortrag dann auf einer sehr persönlichen Ebene: Zunehmend bezog er das ganze Publikum ein und brachte die Zuhörer immer wieder dazu, die eigene Rolle in der Gesellschaft, das eigene berufliche Verhalten zu reflektieren – und über das Ergebnis dieser Gedanken immer wieder zu schmunzeln oder sogar laut zu lachen. Der Abend stand unter dem Titel: „Professionelle Intelligenz – worauf es morgen ankommt“, und gleich zu Beginn listete Dueck einige Berufsgruppen auf, die seiner Ansicht nach unter besonders großen Druck der Veränderungen geraten: darunter Journalisten, Ärzte und Rechtsanwälte. Das einfachste Beispiel sei der Taxi-Fahrer: „Der muss heute nichts Besonderes mehr können – das macht das Navigationsgerät für ihn.“ Er betonte, dass dies keine Missachtung betroffener Berufsgruppen sei, wie ihm schon vorgehalten worden sei: „Das ist einfach so, dafür kann doch der Taxi-Fahrer nichts.“ Nur die Steuerberater nahm er, scherzhaft, immer wieder ausdrücklich von seinen Analysen aus, war doch als Sponsor der Veranstaltung die Frankfurter Steuerberatungs- und Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Wedding & Partner an diesem Abend mit vielen Mitarbeitern und Gästen vertreten.
Weitere Beispiele für den Druck, den insbesondere die Medien heute insbesondere auf Dienstleistungsberufe ausüben, hatte Dueck viele: So kämen heute doch Patienten meist schon mit einer Reihe von möglichen Diagnosen in die Arztpraxis, dank Google, erste Therapievorschläge bereits inbegriffen. Auch Rechtsanwälten ergehe es kaum besser. Nur das Steuerwesen sei vor solchen Entwicklungen weitgehend geschützt, und bei der Argumentation schlug an dieser Stelle der Mathematiker durch: Das deutsche Steuerrecht sei kein in sich widerspruchsfreies System. „So etwas ist nicht programmierbar, das können Computer einfach nicht“. Über den Abend entwickelte Dueck dann seine Vorstellungen davon, wie wir heute gerade in den Berufen reagieren müssen, die auf breit angelegtem Wissen basieren. Die zunehmende Spezialisierung erfordere, dass wir unsere Stärken besser nutzen müssten – Dueck nennt die „Exzellenzgesellschaft“ als Ziel. Und diese Stärken seien leider nicht die, die wir in der Schule lernen würden: Statt „Sozialverhalten“ und „Arbeitsverhalten“, wie es bei den Kopfnoten beurteilt würde, gehe es doch viel mehr Eigenschaften wie Durchsetzungsvermögen oder Führungsqualitäten – und nicht zuletzt um die Fähigkeit, etwas „zu verkaufen“. Auch die Wissensvermittlung in den einzelnen Fächern kritisierte Dueck – die Schule müsse, statt Wikipedia-Wissen zu verbreiten, Wissensvernetzung und Kreativität mehr fördern.
Der große Applaus und, anschließend an den Vortrag, das rege Interesse am Bücherstand des „Querdenkers“ zeigte, wie gut der feine und manchmal hintersinnige Humor Duecks beim Publikum ankam: Nach dem offiziellen Vortragsende ergaben sich noch viele Gespräche mit dem Vortragsgast und der Besucher untereinander. Auch beim anschließenden Empfang der Steuerberatungs- und Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Wedding & Partner wurden die Thesen Duecks noch viel diskutiert. Auch für den Liberalen Mittelstand Südhessen war der Abend ein großer Erfolg: Bei der Vortragsreihe „Liberaler Wirtschaftskreis“ werden immer wieder interessante Persönlichkeiten für Vorträge in unserer Region gewonnen.